Sonntag, 21. Juni 2015

Interpretation des Romans "Sunrise" von Michael Köhlmeier

Die Novelle “Sunrise” ist im Jahre 1994 im Haymon Verlag erschienen. Das Buch wurde von dem im Jahre 1949 geborenen Autor Michael Köhlmeier geschrieben. Sunrise beschäftigt sich mit dem Tod und der Frage ob er vorbestimmt oder dem Zufall überlassen ist.


Der Erzähler welcher namentlich nicht genannt wird befindet sich frühmorgens noch im dunklen mit Richard, wie der Leser später erfährt dem Tod, an einer Straße beim Autostoppen.


Während dieses recht erfolglosen Unterfangens erzählt Richard dem Erzähler eine Geschichte. In eben jener Geschichte, welche sich am Hollywood Boulevard um sieben Uhr morgens zuträgt, müssen der Obdachlose 52jährige Leo Pomerantz und die noch nicht 20jährige Rita Luna sich vor dem Tod um Kopf und Kragen reden. Dies aber nur, da der Tod zuvor beim Werfen seiner Sense sein eigentliches Ziel, nämlich Leo, verfehlte und Rita trifft. Die beiden erzählen nach Aufforderung nun ihrerseits ihre Geschichte um den Tod davon zu überzeugen jeweils den Anderen mitzunehmen. Leo erzählt eine Geschichte aus seiner Jugend in welcher er selbstlos eine Tat auf sich nahm um jemanden zu schützen. Rita die Geschichte ihrer großen Liebe zu ihrem Freund Schoscho und wie sie dem Tod schon einmal von der Schippe gesprungen ist.
Als es nach den Erzählungen schlussendlich zum Urteil kommen soll, unterbricht der namenlose Erzähler Richard und schlägt diesem vor er solle doch den beiden einen Chance geben und wenn möglich einen Dritten mitnehmen. So kommt es dann auch, als der namenlose Erzähler zum wiederholten Male ein Fahrzeug anhalten will, sieht er wie Richard in der aufgehenden Sonne etwas glänzendes aus seinem Rucksack kramt und nach ihm wirft. Dieses Mal trifft der Tod.


Die von Köhlmeier geschriebene Novelle ist in mehrere Ebenen unterteilt quasi eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte. Diese Binnenhandlungen haben ihre eigenen Protagonisten und sind zeitlich und räumlich getrennt. Die Erzählform wechselt zwischen Ich-Erzähler und auktorialer Erzählform. Zeitlich dürfte die Rahmenhandlung nach 1988 im europäischen Raum angesiedelt sein. Die Binnenhandlung am Hollywood-Boulevard dürfte sich ca ein Jahr zuvor in Los Angeles zugetragen haben.


Die wesentliche Handlung ergibt sich erst in der von Richard (dem Tod) erzählten Geschichte. Eben durch ein Missgeschick oder auch Glück (kommt wohl auf die Sichtweise an) trifft der Tod die falsche Person. Die von ihm geworfene Sense prallt an dem Kotflügel eines Autos ab und trifft Rita Luna anstatt Leo Pomerantz.
Die in die Brust getroffene Rita beharrt darauf, dass es doch eine Liste geben müsse, also eine Art Vorbestimmung. Leo welcher gerade zuvor beschlossen hatte sein Leben zu ändern also einen Weg aus der Gosse zu finden, ist jedoch davon überzeugt, dass er Glück gehabt habe und eben wegen Glück das echt habe zu leben.


Durch die Beschreibung der Protagonisten wird der Leser zu einer Wertung gebracht. So wird auf der einen Seite die Rita als gutaussehende, junge und verführerische Stripperin und auf der anderen Seite Leo als alter gescheiterter Säufer mit Ambitionen zur Änderung seines Lebens beschrieben. Beide Charaktere entsprechen nicht dem Bild eines ehrenhaften Bürgers, sie sind in der Lage die Leser in Lager zu teilen. Wer hat nun das Recht zu leben, ist es die Jugend, das Alter, die Verruchte oder der Säufer? Die Frage wird nicht beantwortet. Da der namenlose Erzähler sich in die Geschichte des Richard einmischt und diesem vorschlägt den beiden noch etwas Zeit zu verschaffen. Sollte sich in einem Jahr ein Schlaukopf finden lassen, welcher eine
Lösung für die beiden findet so solle dieser anstatt sterben.
Gerade durch diese Idee redet sich eben der Erzähler bei Richard, also dem Tod, wortwörtlich um Kopf und Kragen.


Köhlmeier hat in wenigen Worten einen Einblick in die Geschichte zweier Menschen ermöglicht. Er beschreibt dabei zwei Personen die Randgruppen angehören ohne eine negative Wertung vorzunehmen. Er zieht den Höhepunkt sehr lange hinaus und hält die Spannung eben durch die beiden Erzählenden von Leo und Rita aufrecht. Die Kernaussage für mich war, egal ob Zufall oder Vorherbestimmung, jeder von uns ist verantwortlich für sein Leben und kann somit auch wesentliches de Zeitpunkt seines Ablebens beitragen.


Alexander Wachter

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