Dienstag, 7. Juli 2015

Ist "Game of Thrones" nur ein Fantasy Märchen?


Wie es der Titel schon besagt, werde ich mich in diesem Artikel, vielleicht auch mit den Folgenden, ein wenig mit der Frage beschäftigen, ob "Game of Thrones" nur ein Fantasy Märchen ist oder ob doch ein wenig mehr in der Saga „Das Lied aus Eis und Feuer“ von George R.R. Martin steckt. Gibt es möglicherweise parallelen zu unserer Gesellschaft?

Anfangen möchte ich mit den Wildlingen, nah ihr wisst schon, dass ist das ungewaschene und ungehobelte Gesindel hinter der Großen Mauer im Norden.
Gerade dieses, unter sich verstrittene Volk, lief mir letztens im Freibad über den Weg. Ja genau richtig gelesen, im Freibad. Also nur um eines klar zu stellen, ich wohne nicht nördlich der Mauer.

Ich war eben mit meiner kleinsten Tochter im Waldbad (Da haben wir es , Wald = Habitat der Wildlinge ergo Waldbad ebenso bevorzugtes Territorium derselben) als ich schon in der Ferne eine kleine Truppe grob gehauener Frauen mit mächtig viel Gepäck und mehreren schreienden Kindern in meine Richtung marschieren sah. Alleine dieser Anblick hatte schon was von einem Ansturm gegen eine Festung. Zwar fehlten die Riesen, aber eine der nicht allzu zierlichen Damen, kam dem Begriff Riese doch schon recht nahe. Als ich meine Augen schloss und mich konzentrierte, konnte ich sogar ein leichtes Beben unter mir wahrnehmen.

Nachdem die Wildlinge ihre Handtücher verbreitet und ihre Sonnenschirme aufgestellt hatten, also quasi ihr Feldlager aufgeschlagen hatten, wurde mit der Ausstattung der kleinen schreienden Wildlingskinder begonnen.

Soweit so gut, bis dahin kam mir der Ausdruck Wildlinge noch gar nicht in den Sinn. Es war das darauffolgende Ereignis welches mich stark an das martialische Verhalten der Wildlinge in Game of Thrones erinnerte.

Wie ich aus eigener Erfahrung mit meinen 3 Kinder weiß, können Kinder bis zu einem gewissen Alter den Aufforderungen ihrer Eltern nur bedingt folgen. Doch die Mutter des kleinen „Savasch“ (Ihr fragt euch sicherlich, wieso weiß der nun den Namen des Kindes? Moment kommt gleich!) hat sich vermutlich noch nie mit der Entwicklungspsychologie von Kindern auseinandergesetzt. Denn als der kleine vermutlich vielleicht 1 Jahre alte Bub, so wie es nun einmal normal ist, sich auf Erkundungstour begab, kam der nicht nur physisch sondern auch mental eher plump wirkenden Mutter der  Wildling durch.

Der Schrei schwoll an, wie das Kampfgeschrei einer gerade gegen die Mauer anrennenden Horde Wildlinge. „SAAAAAVAAAAASCH!!!“ hallte durch das Waldbad, „SAAAAAAAVAAAAAASCH KOMM SOFORT HER ODER ES SETZT WAAAAAS!!!“

Der Kleine hatte schneid, das musste man ihm lassen, denn er ließ sich durch das Gegröle seiner Mutter nicht aus der Ruhe bringen und wackelte im Adamskostüm weiter in Richtung 4 Meter tiefes Schwimmbecken. Mut lässt sich eben nicht lernen, den hast du von Geburt an oder gar nicht.

Diese Reaktion wurde von der, rauchenderweise auf dem Handtuch sitzenden, Wildlingsmutter scheinbar nicht erwartet. Denn sie zeigte bis auf fortlaufendes Geschrei, welches ich wegen eines plötzlich einsetzenden Gehörsturzes, nur noch leise wahrnehmen konnte, keine Anstalten den Kleinen vor dem zumindest theoretisch bevorstehenden Ertrinkungstot zu retten. Möglicherweise lag es auch an der Tatsache, dass ihr das Aufstehen, ohne die Hilfe eines Mobilkranes, nicht in geeigneter Zeit möglich gewesen wäre.

Ein in der Nähe stehender Bademeister (Hatte was von einem dornischen Jüngling), welcher möglicherweise durch das Geschrei, der Mutter alarmiert wurde, schritt beherzt ein und brachte den Kleinen, welcher dies schreiend und nur unter Protest über sich ergehen ließ, zu seiner Mutter.

Die darauffolgende Reaktion der Mutter ließ mich endgültig zu dem Schluss kommen, dass die Wildlinge es irgendwie geschafft hatten dem Fantasy Epos zu entspringen. Kein Dank, lediglich ein kurzes Brummen in Richtung Bademeister war zu vernehmen, dann fing die Mutter an den Kleinen dermaßen in den Senkel zu stellen, dass ich es mit der Angst zu tun bekam. Doch der Kleine, welcher immer noch nicht sonderlich beeindruckt war, zeigte wer der Mann im Stamm ist und pisste der Mutter, in einem schönen großen Bogen, auf den Schoß, die trotz augenscheinlicher Rage plötzlich in lautes schauriges Gelächter ausbrach.
 
To be continued.....
 
 

 

 

 

Sonntag, 21. Juni 2015

Interpretation des Romans "Sunrise" von Michael Köhlmeier

Die Novelle “Sunrise” ist im Jahre 1994 im Haymon Verlag erschienen. Das Buch wurde von dem im Jahre 1949 geborenen Autor Michael Köhlmeier geschrieben. Sunrise beschäftigt sich mit dem Tod und der Frage ob er vorbestimmt oder dem Zufall überlassen ist.


Der Erzähler welcher namentlich nicht genannt wird befindet sich frühmorgens noch im dunklen mit Richard, wie der Leser später erfährt dem Tod, an einer Straße beim Autostoppen.


Während dieses recht erfolglosen Unterfangens erzählt Richard dem Erzähler eine Geschichte. In eben jener Geschichte, welche sich am Hollywood Boulevard um sieben Uhr morgens zuträgt, müssen der Obdachlose 52jährige Leo Pomerantz und die noch nicht 20jährige Rita Luna sich vor dem Tod um Kopf und Kragen reden. Dies aber nur, da der Tod zuvor beim Werfen seiner Sense sein eigentliches Ziel, nämlich Leo, verfehlte und Rita trifft. Die beiden erzählen nach Aufforderung nun ihrerseits ihre Geschichte um den Tod davon zu überzeugen jeweils den Anderen mitzunehmen. Leo erzählt eine Geschichte aus seiner Jugend in welcher er selbstlos eine Tat auf sich nahm um jemanden zu schützen. Rita die Geschichte ihrer großen Liebe zu ihrem Freund Schoscho und wie sie dem Tod schon einmal von der Schippe gesprungen ist.
Als es nach den Erzählungen schlussendlich zum Urteil kommen soll, unterbricht der namenlose Erzähler Richard und schlägt diesem vor er solle doch den beiden einen Chance geben und wenn möglich einen Dritten mitnehmen. So kommt es dann auch, als der namenlose Erzähler zum wiederholten Male ein Fahrzeug anhalten will, sieht er wie Richard in der aufgehenden Sonne etwas glänzendes aus seinem Rucksack kramt und nach ihm wirft. Dieses Mal trifft der Tod.


Die von Köhlmeier geschriebene Novelle ist in mehrere Ebenen unterteilt quasi eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte. Diese Binnenhandlungen haben ihre eigenen Protagonisten und sind zeitlich und räumlich getrennt. Die Erzählform wechselt zwischen Ich-Erzähler und auktorialer Erzählform. Zeitlich dürfte die Rahmenhandlung nach 1988 im europäischen Raum angesiedelt sein. Die Binnenhandlung am Hollywood-Boulevard dürfte sich ca ein Jahr zuvor in Los Angeles zugetragen haben.


Die wesentliche Handlung ergibt sich erst in der von Richard (dem Tod) erzählten Geschichte. Eben durch ein Missgeschick oder auch Glück (kommt wohl auf die Sichtweise an) trifft der Tod die falsche Person. Die von ihm geworfene Sense prallt an dem Kotflügel eines Autos ab und trifft Rita Luna anstatt Leo Pomerantz.
Die in die Brust getroffene Rita beharrt darauf, dass es doch eine Liste geben müsse, also eine Art Vorbestimmung. Leo welcher gerade zuvor beschlossen hatte sein Leben zu ändern also einen Weg aus der Gosse zu finden, ist jedoch davon überzeugt, dass er Glück gehabt habe und eben wegen Glück das echt habe zu leben.


Durch die Beschreibung der Protagonisten wird der Leser zu einer Wertung gebracht. So wird auf der einen Seite die Rita als gutaussehende, junge und verführerische Stripperin und auf der anderen Seite Leo als alter gescheiterter Säufer mit Ambitionen zur Änderung seines Lebens beschrieben. Beide Charaktere entsprechen nicht dem Bild eines ehrenhaften Bürgers, sie sind in der Lage die Leser in Lager zu teilen. Wer hat nun das Recht zu leben, ist es die Jugend, das Alter, die Verruchte oder der Säufer? Die Frage wird nicht beantwortet. Da der namenlose Erzähler sich in die Geschichte des Richard einmischt und diesem vorschlägt den beiden noch etwas Zeit zu verschaffen. Sollte sich in einem Jahr ein Schlaukopf finden lassen, welcher eine
Lösung für die beiden findet so solle dieser anstatt sterben.
Gerade durch diese Idee redet sich eben der Erzähler bei Richard, also dem Tod, wortwörtlich um Kopf und Kragen.


Köhlmeier hat in wenigen Worten einen Einblick in die Geschichte zweier Menschen ermöglicht. Er beschreibt dabei zwei Personen die Randgruppen angehören ohne eine negative Wertung vorzunehmen. Er zieht den Höhepunkt sehr lange hinaus und hält die Spannung eben durch die beiden Erzählenden von Leo und Rita aufrecht. Die Kernaussage für mich war, egal ob Zufall oder Vorherbestimmung, jeder von uns ist verantwortlich für sein Leben und kann somit auch wesentliches de Zeitpunkt seines Ablebens beitragen.


Alexander Wachter

Samstag, 20. Juni 2015

Interpretation „Es geht uns gut“ von Arno Geiger


„Es geht uns gut.“ ist ein 2005 veröffentlichter Roman des Vorarlberger Schriftstellers Arno Geiger. Das Buch wurde mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichnet.

Der Roman handelt in Wien im 13. Wiener Bezirk Hietzing. Die Rahmenhandlung welche im Jahre 2001 von April bis Juni angesiedelt ist, beschreibt wie der scheinbar antriebslose Phillip, der Enkel der mittlerweile verstorbenen Großeltern Alma und Richard Sterk, die von ihm im Vorjahr geerbte Villa ausräumt. Im Laufe der geschilderten Aufräumarbeiten, bei welchen Richard von den zwei ukrainischen Arbeitern Steinwald und Atamanow, unterstützt wird, kommt es immer wieder zu Rückblenden auf die Familiengeschichte der Sterks. 

Die einzelnen Kapitel, als Binnenhandlungen ausgeführt, erzählen zeitlich abgegrenzt das Leben der österreichischen Familie, von der Zwischenkriegszeit bis hin in die späten achtziger Jahre. Der auktoriale Erzähler springt dabei zwischen der Geschichte des Protagonisten Phillip, seinen Großeltern und seinen Eltern hin und her. Dabei gibt er deutlichen Einblick in die Emotionen und Gedanken der einzelnen Figuren. So wird die Geschichte seiner Großeltern Alma und Richard erzählt wie sie in der Zwischenkriegszeit, während des 2. Weltkrieges und auch danach ihr Leben führen. Auch wird die Beziehung der Großeltern beschrieben. Über ihre Tochter Ingrid, der späteren Mutter von Phillip, lernt der Leser Peter den Vater von Phillip kennen. Dabei wird auch die Beziehung von Ingrid zu Peter und zu ihrem Vater Richard beschrieben, der die Beziehung zwischen Ingrid und Peter nicht gut heißt. Der frühe Tod der jungen Mutter Ingrid leitet dann das Kapitel ein, in welchem die Beziehung von Peter zu seinen Kindern erzählt wird. Richard wird dement und Alma stirbt erst Jahre nach seinem Tod. Der Roman endet in dem Phillip plant mit Steinwald und Atamanow auf eine Hochzeitsfeier in die Ukraine zu fahren, um alles hinter sich zu lassen.

Richard Stambaugh
Durch die einzelnen zeitlich abgetrennten Kapitel und die Gedanken der Figuren erhält der Leser einen guten Einblick in die familiären Strukturen der einzelnen Dekaden. Richard der Patriarch bestimmt noch das Glück seiner Familie im Alleingang, kommt dadurch in Konflikt  mit seiner Tochter Ingrid, die bereits die Frauengeneration der Nachkriegszeit steht. Peter, welcher anfangs als erfolglos gilt, schafft es dennoch eine passable Stelle beim Kuratorium für Verkehrssicherheit zu bekommen. Durch den frühen Tod seiner Frau Ingrid muss er sich jedoch alleine um die Familie kümmern. Er versucht im Gegensatz zu Richard, welcher mit Ingrid gebrochen hat, die Verbindung zu seiner Tochter Sissi nicht zu verlieren.

Arno Geiger schafft es in seinem Roman verschiedenste Epochen der österreichischen Geschichte seit der Zwischenkriegszeit zu präsentieren. So sei es die anfangs goldige Zwischenkriegszeit, dann das düstere Kapitel des Anschlusses an Hitlerdeutschland, welches durch die Machtlosigkeit Richards gegenüber den Nazis sehr deutlich dargestellt wird. Er schafft es aber auch klar aufzuzeigen, dass das österreichische Volk nicht nur aus Opfern, sondern auch aus Tätern bestanden hat. Gerade die Geschichte von Otto, der Bruder von Ingrid, welcher im Krieg als Mitglied der Hitlerjugend bei der Verteidigung von Wien gegen die Alliierten fällt, lässt erkennen, wie sich auch das Österreichische Volk mit den Ideologien von Hitlerdeutschland identifiziert hat.

Der Bruch, der nach dem Krieg heranwachsenden Generation mit der Kriegsgeneration wird durch den Konflikt von Richard und seiner Tochter Ingrid sehr deutlich. Die Nachkriegsgeneration konnte sich nicht mit ihren Eltern identifizieren. Die uneingeschränkte Autorität des scheinbar allmächtigen Patriarchen wird nicht mehr akzeptiert. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dies ist auch durch das Medizinstudium von Ingrid erkennbar, ein solches wäre noch eine Generation vorher unmöglich gewesen, es wäre ihr als Frau schlichtweg nicht erlaubt worden. Es fand also eine Entwicklung in der Gesellschaft statt, die Emanzipation der Frau.  Es bleibt der Aufschwung nach dem Krieg in welchem jeder, auch der scheinbar ungeschickte Peter, eine gute Arbeit bekommt. Sprich, dem Volk geht es gut. Man fährt nach Süden in den Urlaub.  Auch der Versuch von Peter seine pubertierende Tochter zu verstehen, zeigt die Veränderung in der Gesellschaft, weg von der Autorität hin zum Verständnis für Heranwachsende. Letztendlich ist in Phillip als Vertreter der heutigen Generation zu erkennen, welche scheinbar alles hat und dennoch nicht glücklich ist. Diese Generation ist weit weg von Krieg und Hunger, hat dies auch nie erlebt, trotz dessen ist sie nicht glücklicher als die vorhergehenden Generationen. Jede Generation hat mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Die eine Generation mit dem Krieg und die andere mit einer um sich greifenden Gesellschaftlichen Depression.
Arno Geiger schafft es auch durch die detaillierten Beschreibungen der Gefühle und Gedanken der Figuren, einen sehr tiefen Einblick in deren fiktives Leben zu ermöglichen. Auch die besondere Gestaltung der Dialoge hat einen maßgeblichen Einfluss. 
Diese Einblicke zeigen, dass jeder, wenn er auch Teil einer Familie also etwas großem, ist, dennoch in seiner eigene Welt lebt. Jeder erlebt sein Leben in einer ganz besonderen Individuellen Art. Wahrnehmung ist etwas sehr subjektives und so können zwei Personen eine Situation verschieden wahrnehmen. Auch ist das eigene Leben immer im Vordergrund und das der vorhergehenden Generationen verblasst mit der Zeit. So wie Spuren im Sand nach mehreren Wellen nicht mehr sichtbar sind.
 Das Erlebte ist sicherlich für den Einzelnen sehr wichtig, jedoch am Ende, für das große Ganze unerheblich. Denn auch die tiefsten Eindrücke im Sand verschwinden irgendwann.


Alexander Wachter

Gedichtinterpretation des Gedichtes “Vor dem Tor” von Johann Wolfgang von Goethe


Das Gedicht “Vor dem Tor” ist ein Auszug aus der im Jahre 1808, veröffentlichten Tragödie “Faust, Tragödie erster Teil.” In der Tragödie wird die Geschichte des Doktor Faustus erzählt. In diesem Auszug der Tragödie erzählt Faustus, was er sieht als er mit seinem Schüler Wagner einen Osterspaziergang unternimmt.

Das Gedicht stammt aus der Literaturepoche der Klassik. Vor dem Tor” besitzt keine Strophen im herkömmlichen Sinne, es ist in einem Stück durchgehend geschrieben. Als Reimschema wechseln sich Block- (ab ba) und Kreuzreime (ab ab) unregelmäßig ab.

Das lyrische Ich, Faustus, erzählt, wie sich die Natur vom Einfluss des Winters befreit. Gewässer tauen auf, die Sonne scheint und die Natur grünt. Doch es ist noch nicht Sommer, denn obwohl die Sonne den Schnee bereits zum Schmelzen bringt, kommt es vor, dass es zu Graupelschauern kommt. Auch blühen die Blumen noch nicht. Der Frühling hat gerade erst begonnen. Die Menschen, welche sich im Winter in ihren Häusern aufhielten, verlassen diese nun und gehen durch das Stadttor hinaus in die Sonne und in die Natur. Die Menschen feiern Ostern und die Auferstehung Jesus Christus.

„Schlick-Faust“ von Gustav Schlick
www.wikipedia.com
Der kommende Frühling befreit die Menschen von ihren oft engen und niedrigen Häusern in welchen sie zusammengepfercht auf den Sommer warteten. Vor dem Hintergrund der damaligen Zeit muss der Winter eine harte und entbehrungsreiche Zeit gewesen sein. Kurze kalte Tage und lange kalte Nächte.
So wie die Natur erwacht, erwachen dann auch die Menschen zu leben. Sie strömen durch das hohle finstere Tor nach draußen in die Sonne in die erwachte Natur.
Ostern fällt in den Frühling. So wird die Auferstehung Christi gleichzeitig mit der Auferstehung der Natur aus dem Winter gefeiert. Denn wie Goethe schreibt, muss der warme Frühling nach einem harten Winter einem neuen Leben, einer Auferstehung von einer Starre wie der eines Toten, geglichen haben. Da besteht also eine Analogie zwischen der Wiedergeburt Jesus und dem Wiedererwachen der Menschen aus der winterlichen Starre.
Es treibt die Menschen vor das Stadttor, in die Natur und die Gärten. Sogar der Fluss hat wieder Wasser und kann von den Menschen zum Transport genutzt werden. Auch zieht es die Menschen in die Berge, denn man sieht die Kleidung des einen oder anderen Wanderers schon von der Weite. Die Menschen genießen die neu erlangte Freiheit.
Auch das Dorf wacht auf, es kommt Bewegung in das Dorfleben. “Zufrieden Jauchzen Groß und Klein.” Denn gerade diese Zeit ist auch für das Volk, also nicht nur die Reichen, eine Zeit des Genusses und des Feierns. Denn mit dem Ostersonntag beginnt auch die 50 Tage dauernde österliche Freudenzeit.  
Auch Faust selbst ist von diesem Erwachen und Trubel angetan und bringt sein Wohlbefinden deutlich zum Ausdruck in dem er sagt: “Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!”.

“Vor dem Tor” beschreibt recht authentisch die Bedeutung von Frühling und Ostern für die Menschen des 19. Jahrhunderts. Für die Menschen war der Frühling nicht nur ein Erwachen der Natur, Ostern nicht nur die Wiedergeburt von Jesus, sondern regelrecht eine Wiedergeburt ihrer selbst und ihres eigenen Lebens. 


Alexander

Sind wir glücklich?

Ist das Gefühl des Glücks überhaupt messbar? Ist es belegbar wie glücklich Menschen im Vergleich zu anderen sind?

Umberto Salvagnin - Flickr.com (cc)
Alle Jahre wieder versuchen Meinungsforschungsinstitute zu ergründen, was die Menschen glücklich macht und wie glücklich sie sind. Die Umfragen zeigen oft Werte fürs Glück, welche allgemein bekannt sein dürften. Eine Umfrage des Instituts Market-Marktforschung versucht sich eben
falls dieser Frage anzunehmen. In dem Ergebnis ist von Gesundheit, ausfüllenden Tätigkeiten und Freude an kleinen Dingen zu lesen.

Doch wird in einer solchen Umfrage nicht erwähnt, dass das Gefühl des Glücks, eine sehr subjektive Sache ist. Ein Zitat von Arthur Schoppenhauer, welcher sagte: “Nicht, was die Dinge wirklich sind, sondern was sie für uns in unserer Auffassung sind, macht uns glücklich oder unglücklich. ”, trifft es so ziemlich auf den Punkt.
Diese Auffassung, von welcher Schoppenhauer spricht, ist bei verschiedenen Menschen eine sehr unterschiedliche. Nicht nur Alter und Geschlecht, sondern die kulturelle Herkunft und unsere Umgebung haben einen wesentlichen Einfluss. Umso verschiedener ist diese Auffassung bei Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen.
Eines ist jedoch bei allen gleich, es ist der Wunsch glücklich zu sein. Auch wenn der Grund, wieso jemand glücklich ist, oft sehr verschieden ist.  Dieser Wunsch nach Glück wurde sogar als Recht in der Verfassung der Vereinigten Staaten aufgenommen. Das war im Jahre 1787!

Eine Studie eines internationalen Forscherteams um die Wissenschaftlerin Evelyn Bromet besagt deutlich, dass in Ländern mit einem höheren Einkommen, Menschen eher von Depressionen betroffen sind. Doch wird gerade in diesen Ländern durch die Werbung suggeriert, dass Glück durch kaufen und besitzen erreicht werden kann. Womöglich ein fataler Irrglaube?
Wird eine Person aus ärmlichen Verhältnissen sowie eine reiche Person zum Thema Glück befragt, wird das Ergebnis denkbar unterschiedlich ausfallen. Wird sich die eine Person über eine einfache tägliche Mahlzeit freuen, wird dies bei der anderen keine Glücksgefühle auslösen. Es wird sogar viel mehr nötig sein, um diese Person glücklich zu machen.
Das wirft die Frage auf, ob wir uns durch unseren Besitz und unser Streben nach mehr selbst unglücklich machen, da wir das Limit für unser Glücklich-sein vorneweg immer wieder höher setzen.

Lässt sich also Glück vergleichen. Ich denke nicht, dass durch eine wie auch immer geartete Befragung, ein Rückschluss auf eine gesamte Bevölkerung gezogen werden kann. Das Gefühl des Glücks hängt schon von sehr vielen Faktoren ab.
Was ich aber sehe, ist, dass Menschen mit wenig Besitz offensichtlich glücklicher sind. Ich sehe, dass weniger offensichtlich mehr ist.

Alexander Wachter